Gesammelte Werke 1

Texte, länger als ein Gedicht...

 

Renate Rasp

Warum so erstaunt?


Warum sind wir so erstaunt

wenn wir verraten werden

wir haben das doch alles schon gewußt!

Auch meine Kindheit ist voll mit Begebenheiten

und Träumen von Freundschaft, Wahlverwandschaften

zerbrochen wie das Porzellan am Boden,

und jedes Stück muß eingesammelt werden,

bevor wir diese Straße noch mal geh'n...

 

So, wo ist jetzt der Unterschied,

mein lieber neuer Feind

und liebster Freund von Gestern?

Ich weiß, Du lächelst

und ich habe das schon oft geseh'n

diese verständnisvolle Offenheit

die Haß bedeckt

mit der Maske eines Biedermannes

das ist mir nicht neu,

nein, gar nicht neu

ist mir das...

 

Und doch dieser Schreck-

dieses Erstaunen...

 

Ach ja, ich weiß

und ich erinnere mich

es kommt langsam zurück,

daß ich in einer

fremden Welt

alleine bin

und die Verbindung war für eine kurze Zeit

zwischen zwei Fremden

die sich einmal ausgeruht

und fanden, daß dies doch nicht

ihr Zuhause war.

Es war nicht Deine Schuld

noch meine,

nur- siehst Du

ich hab' an Dich geglaubt

Du nicht an mich.

 

Ich werde...oder

Eine schöne Erinnerung ist das halbe Leben

Eines Tages werde ich, in einem Schaukelstuhl sitzend, aus dem Fenster schauen. Meine Hände zu zittrig, um selbst zu schreiben, meine Augen zu müde, um zu lesen.

Doch meine Erinnerungen an dich werden so jung und lebendig sein wie damals.

Damals, wann wird das sein?

Schon morgen? Vielleicht in ein paar Wochen, Monaten oder Jahren werde ich Dich mit meinem Charme nicht mehr in Verzückung versetzen können. Du wirst mich irgendwann beim Frühstück nachdenklich, mit kritischem Blick betrachten. Dir werden verschmierte Reste meiner Wimperntusche und Spuren des Vorabends nicht unentdeckt bleiben, die dich dann in Gleichgültigkeit verfallen lassen werden.

Ich, ja ich werde es registrieren, mir jedoch nichts anmerken lassen, denn Enttäuschungen war ich gewohnt, ich werde stark sein. Also, wie so oft, meine Gefühle nach Innen kehren. Trotzdem werde ich mich lächelnd von dir verabschieden. Ich werde dir versprechen, dich nicht mit Gewalt festzuhalten. Es wäre vergebens und 'Viel Lärm um Nichts'. Außerdem hat sich Glück selten bei mir zu Hause gefühlt.

So ist das Leben: Zuerst ist Liebe ein loderndes Feuer. Zu Beginn verzehren die Flammen alle Bedenken, bis man verkohlt ist.

Es wird schmerzhaft sein, dich nicht wiederzusehen, jedoch die Grundsituation meines 'Sein oder nicht Sein' nicht verändern. Es wird auch nicht deine Schuld sein, daß du einmal für mich Erinnerung sein wirst. Schuld daran ist eine Welt voller Illusionen, nach denen nicht nur du jagst. Sich jenseits aller Vernunft einfach zu verlieben, so wie damals du und ich...Doch würden wir uns jemals dagegen wehren können?

Solltest du dich meiner später erinnern oder dir gar Vorwürfe machen, daß ich an Liebeskummer gestorben sein könnte, tröste dich damit, daß ich eine mittelmäßige Blondine, ohnehin nicht so ganz dein Typ, war. Schließlich hast du es mir zu Beginn unserer Begegnung einmal unverblümt gesagt.

Doch geliebt habe ich dich- ich hätte mein Leben für dich gegeben....Und du?

Nun, wir hatten uns zwar gesucht und gefunden, aber...

Gut, du warst blind und ich taub!

Wir liebten beide Shakespeare, doch du mehr nach 'Wie es euch gefällt' und ich mehr wie 'Sommernachtstraum'.

Laß ihn mir- unsere Zeit war für mich ein Traum!

Denn schöne Erinnerungen sind das halbe Leben!

Edith Linvers




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